Haarfeiner Unterschied

Im Winter 1978/79 trafen sich die Karpfenangler Kevin Maddocks, Len Middleton und Keith Gillings zu einem aufsehenerregenden Experiment: Sie hatten im Flachwasser beobachtet, dass stark beangelte Karpfen frei herumliegende Köder ohne Argwohn einsaugten, den einen Köder mit Haken aber unbeachtet links liegen ließen. Für ihren Versuch setzten sie zweipfündige Karpfen in ein großes Becken, mit der Angel wurden sie dann mehrfach gefangen und schonend wieder zurückgesetzt. Sie sollten wie richtige englische Karpfen reagieren. Köder und Futter waren Dosenmais.

Das Ergebnis: Die nun argwöhnischen Karpfen nahmen kein Maiskorn mit Haken mehr auf, durch vorsichtiges Ansaugen prüften sie jedes Korn. Die Fische scheuten nicht den Haken, sie hatten vor allem Angst vor der steifen Vorfachschnur. Kevin, Len und Keith experimentierten mit weichem Zwirn und Wollfäden als Vorfachmaterial - ohne signifikanten Erfolg. Bis Len Middleton auf die epochale Idee kam: Er riss Branda, Kevin Maddocks‘ Frau, ein langes Haar aus. An ein Ende friemelte er das Maiskorn, ans andere den Haken, dazwischen eine Lücke von drei Zentimetern. Gleich beim ersten Versuch inhalierte einer der vorsichtigen Versuchskarpfen Korn und Haken in einem Zug, das Ausblasen des Hakens war dem Fisch so leicht nicht mehr möglich - das „hair rig" war geboren. Bei seinen ersten beiden Feldversuchen an einem stark befischten Gewässer fing Lenny mit seinem Haar 234 zweistellige Karpfen, 47 davon über 20 Pfund! 1981 erschien sein erster Artikel über diese Methode im „Coarse Angler", er sorgte englandweit für Furore.