All you can eat

All you can eat! von Lars Drees 

 

Ein paar grundlegende Dinge

Als Angler und besonders als Karpfenangler sollte man die Gesundheit und das Wohlergehen des Fisches und des Gewässers unbedingt beachten! So wie man seinem Haustier keine unbekömmliche Nahrung vorsetzt, sollte man auch den Fischen kein schlechtes oder einseitiges Futter anbieten. Gerade bei nährstoffarmen Gewässern kann einseitige Nahrung bei den Fischen zu Mangelerscheinungen führen, welche sich nicht nur auf das Wachstum, sonder auch auf das Leichverhalten auswirken können. Außerdem sollte man nach Möglichkeit sicher stellen, dass das angebotene Futter auch gefressen wird! Keinem (außer den Algen) ist geholfen wenn Unmengen von Futter auf dem Grund vergammeln. Wenn dies durch schlechte Sicht oder zu tiefes anbieten des Futters nicht möglich ist, können beispielsweise dünne Monoschnüre Abhilfe schaffen. An dessen Ende wird eine Murmel gebunden, welche auf dem Futterplatz abgelegt wird. Die Schnur wird dann am Ufer befestigt und wir schauen was der nächste Tag bringt. Sollte das Futter am ersten Tag nicht verschwunden sein, nicht direkt die Futterkelle in´s Korn werfen. Gerade bei großen Gewässern kann es schon mal dauern bis die Fische den Platz ansteuern, Futter finden und akzeptieren. Hier heisst es dann in Maßen (nicht verwechseln mit Massen!) Futter Nachlegen, beobachten und wenn sich weiter nichts tut den Platz zu wechseln.

Was braucht der Fisch

Wie auch wir braucht ein Fisch verschiedene Dinge um gesund zu bleiben, gut zu wachsen und sich wohl zu fühlen. Deswegen sollten bei der Futter und Köderwahl (Futter und Köder können was ganz unterschiedliches sein!) einige Dinge beachtet werden. Eigentlich sind unsere geliebten Wasserschweine ja Allesfresser. Ein Freund von mir fing nach mehreren Fehlbissen auf kleine Köderfische einen schönen Spiegler. So etwas wird wohl hauptsächlich in Nährstoffarmen Gewässern passieren und soll nur aufzeigen, wie sich der Fisch an das Nahrungsangebot anpasst. Auch wir können alles fressen und verdauen, mögen aber gewisse Dinge lieber. Wir merken was gut für uns, beziehungswiese für unseren Körper und unsere Gesundheit ist und was eben nicht. Das ist beim Karpfen nicht anders. Karpfen haben keinen Magen in dem das Futter gespeichert wird. Also sind sie ständig auf Nahrungssuche. Dies sollte man sich zu Nutzen machen und nicht durch schlechtes Futter verderben. Sonst steigen die Burschen schneller wieder auf natürliche Nahrung um als man gutes Futter sagen kann...

 

Worauf reagiert der Fisch

Fische haben verschiedene Möglichkeiten auf Futter aufmerksam zu werden. Die wichtigsten für den Karpfenangler sind bekanntermaßen der Geruchsinn und die visuelle Wahrnehmung. Also gilt es eine oder sogar beide anzusprechen und wichtig, nicht zu beleidigen! Hier sei aber noch gesagt, dass selbst der „so hoch intelligente“ Karpfen in einem schlammigen Gewässer am Grund natürlich genau so viel sieht wie wir, wenn wir mit der Taucherbrille abtauchen. Das Aussehen spielt hier also die kleinste Rolle. Gerade deshalb sollte an solchen Gewässern unser vorrangiges Ziel sein, die Bahn zum Futterplatz und Köder frei zu halten und nicht das hübsche Aussehen des angebotenen Köders!!

Die visuelle Wahrnehmung

Wenn wir sagen „Kann ich mal sehen“ und unser gegenüber meint, „Hey, man guckt mit den Augen, nicht mit den Händen“, hat er recht. Weil wir kein Karpfen sind. Karpfen sind sehr neugierig und inspizieren neue Dinge gerne und ausgiebig. Da sie keine Hände haben wird dies mit dem Maul gemacht. Wenn das interessante Objekt, welches es zu erkunden gilt auch noch gut riecht (also „friss mich Schreit“) wird er es umso mehr „erkunden“ wollen und dann sollte es auch schon klingeln. Das die zuweilen scheuen Kollegen lernfähig sind weiß man ja. Wenn man also zum Beispiel einen knallroten Popper mit Erdbeergeruch lange am selben Platz fischt, wird die Fängigkeit irgendwann nachlassen, da auch die Fische, welchen ihn nicht gefressen haben, den Duft in der Nase haben wenn andrere Kameraden einen Landgang starten. Ich denke einen knalligen Popup kann man gut nutzen um den schnellen Erfolg zu erzielen, da sich der Angebotene Köder stark vom Rest des Futters abhebt. Außerdem ist er sinnvoll bei sehr hohen oder sehr niedrigen Wassertemperaturen, weil er die Karpfen zum „erkunden“ anregt, wenn sie keinen richtigen Fressreitz verspüren oder um sie einfach mal auf ihren „Schwimmstrecken“ zum Biss zu verleiten. Ich würde aber auf lange Sicht einen unauffälligen Köder bevorzugen, welcher sich nicht von der Masse des Futters abhebt. Das mag einem schon mal einen Schauer über den Rücken jagen wenn man mal wieder ordentlich Futter versenkt hat und nur eine Murmel einen Haken huckepack hat – aber gehen wir nicht sowieso davon aus, dass unser Futter komplett gefressen wird!? Und wenn der Köder auftreiben soll, warum nicht den guten alten Popupschaum oder Kork benutzen?

Der Geruchssinn

Was uns stinkt, kann für unseren Zielfisch der Himmel auf Erden sein, zum Beispiel vergorene Tigernüsse… Aber bleiben wir doch erst mal bei den harmlosen Dingen. Wenn wir Bananenboilies fischen, denkt der Fisch nicht „mmmh lecker Bananen“, sondern wird durch den Geruch Aufmerksam und „erkundet“ die Kugeln. Diese sind mit allem ausgestattet, was er so braucht. Arminos, Fette und so weiter. Daraus macht er „gutes Futter für mich“ und wird sie weiter fressen. Bedeutet also, was aufmerksam macht, gut zu fressen und zu verdauen ist wird immer wieder angenommen, zumindest bis eine kleine Gemeinheit an der Murmel hängt. Es gibt ja Lockstoffe (Attraktoren und Aromen) bis der Arzt kommt – aber welche sind gut und welche nicht..

Gut ist, was die Aufmerksamkeit der Fische auf sich zieht und sie vielleicht sogar zum fressen animiert. Hier muss es nicht der am heftigsten in die Nase steigende Geruch sein. Unsere Kollegen können Gerüche, welche für uns sehr matt wirken, wunderbar aufnehmen und lokalisieren! Wenn man von der Neugier absieht, was bring einen Fisch dazu den Geruch mit Futter in Verbindung zu bringen? Na klar! Natürlicher Futtergeruch. Also Muschelfleisch, Partikel, Wurmextrakt und so weiter. Für mich ist es daher naheliegend, den natürlichen Lockstoffen mehr zu vertrauen. Sie sollten bei unserer Beute nicht direkt Argwohn wecken, ob mit den Leckerbissen etwas nicht in Ordnung ist.

Mittel und Wege

Unsere Hauptfuttermittel sind Naturköder wie Partikel und Lebendfutter und/oder unnatürliches Futter wie Boilies und Pellets. Natürlich hat es Vorteile, dass man heutzutage an jeder Straßenecke alles an Futter bekommen kann, was das Karpfenanglerherz begehrt. Der Nachteil ist aber, dass sich der Angler nicht mehr intensiv mit dem angebotenen Futter auseinander setzen muss und oft nicht weiß, was er da eigentlich gerade füttert oder als Köder anbietet. Ich versuche mal ein paar Details über die unterschiedlichen Mittel zu Erleutern, welche in der Masse der angebotenen Ware zuweilen untergehen.

Körnerfutter


Partikel, eine meiner Lieblingswissenschaften…


Ich möchte nicht zu weit ausholen, kann aber gewisse Dinge nicht unbeschrieben lassen. Ich versuche mich an Beispielen kurz und verständlich auszudrücken.

Pflanzen nehmen Kohlenstoffdioxid und Wasser auf und produzieren Stärke. Diese besteht aus Glukoseketten und diese wiederrum aus Traubenzucker um den es letztlich geht. Dem Fisch geht es also darum die Stärke aus der Pflanze zu lösen und den enthaltenen Traubenzucker in Energie (Stoffwechsel, Bewegung usw.) umzuwandeln. Wichtig ist hierbei, dass der Aufwand welcher betrieben wird, um an die Energie zu kommen, die gewonnene Energie nicht verbraucht! Die meiste Stärke lagern Pflanzen in ihren Samen ab. Beim Mais also in den uns gut bekannten gelben Körnern.

Hier möchte ich noch mit einem alten Märchen aufräumen. Ungekochter Mais lässt die Fische nicht explodieren, weil er in deren Innereien aufquillt. Habt ihr schon mal Mais in kaltem Wasser aufquellen lassen? Wisst ihr wie lange das dauert!? Wie oben schon angesprochen haben Karpfen keinen richtigen Magen, in dem die Nahrung zwischenlagert, sondern eher durchgeschoben wird. Wie soll der ungekochte Mais so schnell aufquellen??

Trotzdem hat ungekochter Mais verschiedene Nachteile! Wenn der Mais wissentlich behandelt, also gespritzt wurde, sollte er auf keinen Fall benutzt werden!!! Wer sitzt schon gern Tag ein Tag aus am Wasser, mit Gift auf dem Platz und dem Haar?? Das kochen reinigt den Mais, falls die Herkunft fragwürdig ist.

Bei Menschen erfolgt die Lösung der Stärke durch das Kauen, Enzyme im Speichel und durch Bakterien im Magen. Der Karpfen hat nicht direkt Zähne wie wir, keinen Speichel und auch keinen richtigen Magen. Wie also macht er das?? Wenn der Mais nicht gekocht wurde, machen das die wenigen Bakterien, welche er im Verdauungstrakt hat. Diese können aber nur einen winzigen Teil der im Mais enthaltenen Stärke abbauen und dem Karpfen zuführen. Also hat er eigentlich mehr Energie beim fressen verbraucht als sich zugeführt. Schlecht! Wenn wir den Mais kochen fangen wir an, die Glukoseketten zu spalten und der Karpfen kann diese viel leichter aus dem Mais herauslösen. Bedeutet: Mehr Energie. Gut!

Mal einen Karpfen von einem ordentlich mit Mais gefütterten Platz eingesackt und etwas später fotografiert? Na dann weiß ja jeder bescheid! Der ganze Sack ist voll mit Maisschalen (Pflanzenwände – komm ich später drauf zurück). Bedeutet also, dass selbst in dem kurzen Verdauungstrakt des Karpfens der Mais fast vollständig von allem brauchbaren entkernt wurde – ich kann es nicht oft genug sagen, also viel Energie! Und darum geht es bei der Nahrungssuche letztlich.

 

Bleibt noch die Betrachtung der Gärung.

Wieso sollte vergorener Mais besser fangen als frischer? Ist das nicht Schimmel? Oder Alkohol? Sind Karpfen „Alkies“? Weit gefehlt! Durch Hefepilze und/oder Bakterien entsteht Gärung. Bei der Gärung machen die Bakterien und/oder Hefepilze aus Zellulose (Pflanzenwänden zum Beispiel Maisschalen im Karpfensack, welche sonst unbrauchbar für den Fisch sind) Traubenzucker, also Energie. Der Fisch kann mit der Aufnahme von vergorenem Mais seine Energiezufuhr steigern. Die Gärung hat noch einen weiteren wichtigen Vorteil! Der Karpfen nimmt mit dem Mais auch die Bakterien und/oder Hefepilze, welche sich vervielfacht haben auf und verdaut diese gleich mit. Diese Bakterien und/oder Hefepilze bestehen aus na!? Eiweißen! Welchen Wert diese für den Fisch haben brauche ich wohl niemand zu erklären…

Zusammenfassend kann man sagen, ungekochter Mais bringt niemand um, aber auch nicht weiter. Gekochter Mais ist ein Energielieferant mit natürlichem Charakter und kann Fische dazu bringen, unvorsichtig zu fressen (Fressrausch). Gekochter, vergorener Mais ist ein guter Energielieferant mit Geruchswirkung  und einem extra Kick Eiweiß! Wichtig! Den Mais nicht verschimmeln lassen, sonst schweigen die Pieper und wenn sich doch ein Fisch vertut und einen Rüssel voll aufnimmt, macht der das bestimmt nicht nochmal! Also immer den Mais mit Wasser bedeckt halten und eventuell etwas (2-3%) Zucker hinzugeben. Die Zugabe von Zucker und/oder Stärke beschleunigt den Gärungsprozess übrigens enorm!

Keimen

Ob Hanf, Kichererbsen oder Bohnen, alle fangen sie gut wenn sie gekeimt haben. Einfach Kochen, aufquellen lassen, in ein lichtundurlässiges Gefäß geben und in einer warmen Umgebung stehen lassen, bis der Keimling etwa die Größe des Samens hat. Dann nochmal abkochen und fertig. Zusätzliche Aromen sind mehr als flüssig – nämlich überflüssig! Aber warum das ganze?? Keimen bedeutet, das das Korn (der Samen), Wurzel und Blatttriebe ausstreckt. In dieser Phase vermehren sich die Vitamine um ein vielfaches und die im Samen enthaltenen Spurenelemente werden „aufgeschlossen“ (der Körper kann diese aufnehmen). Bedeutet also für den Fisch mal wieder mehr Energie mit weniger Futter aufnehmen zu können. Ich wage mal zu behaupten, dass die Karpfen es schon am Geruch erkennen können ob der Samen gekeimt hat oder nicht und wenn sie von ihrem Körper eine positive Resonanz zu diesem Futter bekommen werden sie es eher fressen als anderes. Aber wie gesagt „ich wage es zu behaupten“…

Murmeln

Boilies, auch ein eigenes Universum an Wissen, Vermutungen und Regeln. Deshalb und auch weil jedes Gewässer seine eigenen Regeln hat und eh jeder seine favorisierte Köderschmiede haben sollte, will ich hier nur kurz ein paar Details ansprechen. Im Boile sollten besser Vollkornmehle als weiße, süße Mehle verarbeitet werden, da sie die Fische auf Grund ihrer besseren Energiezufuhr und verdaubarkeit (das Futter passiert den Fisch schneller) eher am Platz halten und zum mehrfachen Zuschlagen am Futterplatz verleiten. Mais-, Tigernuss-, Birdfood- und Erdnusscrush sind immer gute Bestandteile, da sie den Murmeln eine offene, poröse Struktur verleihen. Aus diesen „offenen Poren“ kann das Aroma gut ausgespült und ins Wasser abgegeben werden. Welches Aroma in dem zu befischenden Gewässer punktet, muss jeder selber herausfinden. Wenn ein Aroma, wie zum Beispiel Erdbeer, zu viel Gefischt wurde, am besten in eine ganz andere Richtung gehen. Und damit meine ich nicht auf Tutti Frutti umsteigen sondern auf Knoblauch, Monstercrab oder ähnliches und andersrum genauso! Attraktoren sollen einen natürlichen Fressreiz auf den Fisch ausüben und dürfen nicht mit Aromen verwechselt werden. Aromen sollen eine Murmel nur von einer Anderen unterscheiden. (Ja, ja auch Aromen können Attraktoren sein) Die Attraktoren sind meiner Ansicht nach eine sehr wichtige und oft vernachlässigte Angelegenheit. Sie vermitteln dem Karpfen die Information, dass in der näheren Umgebung Nahrung auf ihn wartet. Bei unbekannten Aromen, kann er zwar neugierig werden, verbindet diese aber nicht gleich mit Futter.

Mein Favorit ist Wurmextrakt. Dieses verbindet er mit einer natürlichen Nahrungsquelle, welche ihm alles liefert, was er so braucht (ich weiß, dass die Dinger zum größten Teil aus Wasser bestehen!). Die Farbe des Boilies sollte meiner Meinung nach die natürliche bleiben (auffallen kann man immer noch mit Poppern). In wenig befischten Gewässern können weiße Milchmurmeln natürlich auch ne tolle Attraktion sein... Am Ende sollte unser Boilie aus frischen Zutaten bestehen, welche der Fisch gut verdauen kann, denen er Nährstoffe entziehen kann und die sich nicht negativ auf seine Gesundheit auswirken (zu viel Fett schadet der Leber, zu viel Zucker lässt den Blutzuckerspiegel der Tiere steigen usw..)

Pellets

Pellets wurden zur Aufzucht und Mast von Tieren erfunden und erfüllen ihren Zweck auch wunderbar. Es gibt verschiedene Studien über das Abwachsen von Fischen bei Fütterung von Pellets und anderem Futter. Ich kenne keine, in der die Pellets nicht gut abschnitten. Ich will hier aber auch nicht vergessen zu erwähnen, dass es die Fische verfetten lässt, was sich aber meines Wissen nach nicht auf die Gesundheit derFische auswirkte.

Wichtig ist, dass sie frisch sind und nicht überlagert. Die meisten Pellets enthalten viel Öl und wenn dieses ranzig (schlecht) wird ist es Gift! Ich kann und will auch hier nicht auf jeden Pellet eingehen, da eigentlich jede Futterschmiede ihre eigenen Produkte hat und diese sich „immer“ unterscheiden. Grundsätzlich kann man in die Reiffeisengenossenschaft (RWG) seines Vertrauens gehen und sich Forellenpellets (Forelli) kaufen, da macht man nie was mit falsch. Es hat einen sehr hohen Eiweißanteil und ist günstig. Karpfenpelletes kann man auch bei der RWG bekommen. Diese haben einen niedrigeren Eiweißanteil und weniger Fett (der Fisch soll ja nicht zu sehr verfetten, da er von einigen Personen als Speisefisch missbraucht wird) und sollen die Bedürfnisse des Karpfens besser abdecken. Ich habe da keinen Unterschied ausmachen können. Es gibt aber einen anderen wichtigen Unterschied. Sie lösen sich viel schneller auf, als das Forelli und das stört mich wirklich! Ich verwende die Karpfenpellets nur um sie zu Mehl zu machen und dieses dann zu Futtermixen um zu basteln. Was momentan auch in Mode kommt sind die Melassepallets (Pferdefutter). Sie werden aus Zuckerrübenschnitzeln gemacht und enthalten eine Menge Arminosäuren, was grundsätzlich schon mal gut ist. Melasse hat eine super Anziehungskraft auf die Fische und ist auch gut verträglich. Die Pellets quellen aber sehr stark auf, was nicht jedermanns Sache ist. Ich hingegen finde es klasse, das diese Dinger bis zum zehnfachen ihrer Größe aufquellen und so immer im Wasser arbeiten. Mann kann sie auch schön aufpeppen, indem man Öle zugibt. Diese werden gut aufgenommen und im Wasser langsam wieder abgegeben. Leider haben sie auch einen großen Nachteil. Wenn die Pallets sich auflösen, fallen sie in die Rübenschnitzel, in welchen sie gepresst wurden, auseinander und diese werden nicht gefressen. Das bedeutet eine gewisse Menge an Biomasse im Wasser, welche nicht verarbeitet wird und vergammelt. Deswegen sollte man diese Pallets nur in sehr geringem Maße füttern und sie am besten vor dem Fischen eine Stunde im Wasser aufquellen lassen um die Futtermenge besser abschätzen zu können. Wie gesagt, sie können bis zu zehnmal größer werden als die Ausgangsform. Ein weiterer Nachteil welcher allen Pellets anhaftet ist, dass nahezu alle Fische auf diese Wunderdinger stehen und sie lösen sich schnell auf, was eine lange Präsentation am Haar schwierig macht. Natürlich gibt es verschiedene Zusammensetzungen welche den Auflöseprozess verändern. Die Körnung, die Porengröße und der Druck unter dem die Pellets gepresst wurden spielen hier eine entscheidende Rolle. Weiter kommt es darauf an, was in den Pellets verarbeitet wurde. Meistens bestehen sie zu einem großen Teil aus Fischmehlen oder sogar vorverdauten Fischmehlen (vorverdaut bedeutet nichts anderes als fermentiert – es hört sich einfach besser an) weil das Endprodukt viel Eiweiß enthalten soll. Es wird demnächst eine neue Sorte von Fischfutterpellets auf den Markt kommen, welche die gleiche Menge an Eiweiß enthalten aber ohne Tierische Mehle produziert werden. Das Eiweiß wird aus Erbsen gewonnen und mit pflanzlichen Mehlen zusammen zu Pellets verarbeitet. Der Vorteil liegt darin, dass man nie ausschließen kann, dass die tierischen Mehle und vor allem die darin enthaltenen Fette überlagert sind (es sei denn man hat vollstes Vertrauen zu seiner Quelle und diese zu ihrer). Dieses Problem wird so zumindest kleiner..

In einem guten Futterpellet sollten einfach ein paar Dinge enthalten sein. Arminosäuren, Mineralien und Vitamine. Wie der Pellet dann am Ende aussieht, muss dann nach Einsatzgebiet entschieden werden. Unterm Strich sind Pellets als Futterzusatz also immer gern gesehen aber am Haar lieber nicht (ist meine Meinung. Andere denken da anders und das mit Erfolg..).

Fazit

Ich bin davon überzeugt, dass jeder Karpfen seinen eigenen Geschmack und seine eigene Persönlichkeit hat. Dies führt meiner Meinung nach dazu, dass erstens nicht jeder Karpfen gefangen werden kann (beim Ablassen von sehr stark befischten Seen sind oft sehr große Fische gefunden worden, welche nie an den Haken gingen) und zweitens gewisse Fische nur auf gewisse Köder anspringen (mein Futtermeister ist da etwas anderer Meinung – aber ich streite gern mit dir Harald!) In einem sehr viel von mir und anderen Mitgliedern der Gruppe befischten See, ist ein klasse Karpfenbestand, welchen man in der Laichzeit bewundern kann und sich gleichzeitig fragt wieso da so viele „Unbekannte“ rumschwimmen. Die hätte man doch in den letzten 10 Jahren mal fangen müssen – aber Pustekuchen! Ich habe mal eine Zeitlang aus Verlegenheit einen fertigen Nussmixboilie gefischt und auch recht gut gefangen. Das interessante ist aber, dass ich die gefangenen Fische nicht wieder fangen konnte, als ich zu meinen alten fischigen Murmeln zurückkehrte. Zwei Jahre später fischte ich dann doch nochmal diesen Nussmix und siehe da, ein paar bekannte Schuppen. Gleiches kann ich über einen Spiegler aus dem oben beschrieben See berichten, den ich zweimal und ein Freund von mir einmal auf einen Fruchtmix fangen konnte. Sonst weiß ich nichts von einem Landgang des Kollegen. Aber es fischt auch keiner Fruchtig…

Es gibt natürlich auch die Boiliefressmaschienen, denen alles egal zu sein scheint. Ich habe einen buckeligen Spiegler nahezu jedesmal gefangen wenn ich an seinem See zu Gast war und es war dem Fisch egal was ich ihm so alles vorsetzte. Bei einem Gruppenfischen fingen zwei Mitglieder diesen Fisch in zwei Tagen auf unterschiedliche Köder. Der Bursche merkt anscheinend nichts mehr! Die Natürliche Nahrung ist für den Fisch am bekömmlichsten und am unbedenklichsten. Also bin ich der Auffassung, dass ein Köder einen natürlichen Charakter haben sollte und sich durch ein paar kleine Extras interessanter macht. Als Beispiel für den Sommer: Ein Muschelboilie mit Nuss- oder Leberbestandteilen um dem Köder Fette und damit auch die Öle, welche sich in warmen Wasser gut verteilen zu verleihen. Im Winter: Einen nicht fettigen (fett verklumpt in kaltem Wasser und löst sich nicht auf – Zucker zwar langsam, aber er löst sich auf) Scopexmix mit Maiscrush, Milchbestandteilen und Melasse und meinem Favoriten im Winter, einem Madenring mit ein paar Maden und einem Wurm. Ich bevorzuge Dendrobenas (Mistwürmer) weil sie beweglicher sind und so schön um den Köder herum hängen (genial bei Poppies welche im Winter wohl eh die bessere Wahl sind). Meine Köder können eigentlich nicht klein genug sein, wären da nicht die gefräßigen Silberkarpfen (auch als Brassen bekannt) die ungeplant den Köder aufnehmen oder ramponieren und die mangelnde Reichweite beim Füttern. Also ein Mittelmaß. Ich bin Fan von 10-12 mm Kugeln fische aber meistens 14,16 und 20er. Wer meint mit großen Bomben von 30 mm würde er nur große Karpfen fangen, soll mir das beweisen (selektiv ist die Größe in Richtung der Weißfische, was unbestritten ein großer Vorteil ist). Wenn die Kinderstube am Platz ist hilft eigentlich nur sich „durch zu fischen“ oder den Köder abseits vom Futterplatz anzubieten. Kleines Futter kann einen Fressrausch bewirken in dem der Fisch sich um Schnur, Haken und anderen Sachen die nicht an den Gewässergrund gehören nicht mehr kümmert. Beim Füttern empfehle ich verschiedene Größen zu kredenzen. Durch das verschiedene Gewicht des Futters bemerk Kollege Flosse den etwas schwereren Boilie (hängt ja ein Haken dran) nicht. Aber das Füttern ist wohl einen eigenen Bericht wert. Ich möchte hier nur nochmal darauf hinweisen, dass man es nicht übertreiben sollte. Selbstverständlich gilt es für Flüsse, Kanäle und Seen die Futtermenge anzupassen… Keiner (außer fünf Krebsen) hat etwas davon, wenn man zehn Murmeln in einen Kanal mit Steinpackung und Schiffverkehr wirft! Auch wenn mittlerweile viele anders denken, bin ich immer darauf aus, erst den einen Fisch zu fangen und nicht so viele Fische wie möglich an meinem Futterplatz zu versammeln um sie mit dem erstbesten Drill zu verscheuchen. Wenn man die Futterplätze der Karpfen kennt und sie nicht überstrapaziert kommen sie doch eh wieder. Deswegen auch unauffällige Köder, welche einen guten Wiedererkennungswert haben, gut verträglich sind, Energielieferant sind und (WICHTIG!) denen man selber vertraut! Kann man einfach nicht oft genug sagen.

Diese Aussagen sind keine Lösungsvorschläge und auch kein Gott gegebenes Wissen! Sie sind Erfahrungen, gelesene Details und Wissen, welches ich von anderen erfahrenen Anglern und einem gewissen Biologen (danke Papa) vermittelt bekommen habe. Meine Aussagen sollen also bitte nur als Denkanstöße und Erfahrungsbereicherung betrachtet werden. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und das ist auch gut so. Kopieren kann jeder, individuell sein und Fische auf die Matte legen, die andere für „unfangbar“ halten, nicht!


Und am Ende des Karpfengeflüsters steht immer: „Die Schnur muss nass sein!“